Veröffentlicht: 2022-12-12 ǀ Aktualisiert: 2024-07-10
Vivienne Westwood Biografie
Vivienne Isabel Westwood (* 8. April 1941 als Vivienne Isabel Swire in Tintwistle, Derbyshire; † 29. Dezember 2022 in London) gilt Mitte der Siebzigerjahre nicht nur als unkonventionelle Designerin, sondern auch als Erfinderin der Punk-Mode. 40 Jahre später zeichnet sich die Mode Westwoods durch exzentrische Kombinationen aus farbenfrohen Mustern, seltenem Gewebe und Anleihen historischer Bekleidung aus. Mit der viel zitierten Aussage „Buy less, choose well, make it last“ wirbt die politisch aktive Britin zudem nachdrücklich für mehr Nachhaltigkeit in der Modewelt.
Vita
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Frühe Jahre
Nach einem Besuch der Harrow Art School absolviert Westwood eine Lehrerinnenausbildung und unterrichtet ab 1961 an einer Grundschule im Norden Londons.
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Nach einer gescheiterten Ehe mit dem Werkzeugmacher Derek Westwood (1962-1965) lernt Westwood Malcolm Edwards (Malcolm McLaren) kennen, mit dem sie 1967 ihren zweiten Sohn bekommt. Als Mutter widmet sich verstärkt dem Nähen eigener Kleidungsstücke.
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1971
Westwood gründet zusammen mit Malcolm ihre erste Boutique „Let it rock“ in der Kings Road 430 in London.
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1973
Im Zuge eines Wandels des Sortiments erfolgt eine Umbenennung des Ladens in „Too Fast To Live, Too Young To Die“.
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Seit 1974
Das Geschäft firmiert unter dem Namen „Sex“, das Sortiment wechselt zu Erotikwäsche und SM-Artikeln. In dieser Zeit lassen sich erste Berührungspunkte zu Sid Vicious und den späteren Sex Pistols ausmachen, für deren Outfits Westwood maßgeblich mitverantwortlich ist.
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Seit 1979
Nach einer weiteren Umbenennung „Seditionaries – Clothes for Heroes“ erhält Westwoods Boutique ihren bis heute anhaltenden Namen „World’s End“.
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1981
präsentiert Westwood ihre erste eigene Modekollektion „Pirates“, 1982 folgt die an Wild-West-Motiven angelehnte Kollektion „Savage“. Beide sind Teil der Laufstegmodenschauen im Rahmen der London Designers Collection in der Olympia-Ausstellungshalle.
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1982
Westwood führt ihre Kollektionen als erste britische Modemacherin seit Mary Quandt, der Erfinderin des Mini-Rocks, auch in Paris vor.
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1982–1983
Westwood und McLaren betreiben ein zweites Geschäft am St. Christopher’s Place in London.
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1983
Die Trennung von McLaren führt die Marke Westwood in eine finanzielle Krise, aus der 1984 ein Lizenzvertrag mit Giorgio Armani hervorgeht (aufgelöst 1987).
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1985
Es entsteht ihre bis heute bekannte, durch Petruschka inspirierte Kollektion Mini Crini.
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1987
Einen weiteren Klassiker kreiert Westwood mit der Harris Tweed-Kollektion, die teilweise notgedrungen aus der Nutzung der Stoffe des Unternehmens und dessen finanzieller Unterstützung einherging, doch einen erfolgreichen Wendepunkt ihrer Laufbahn als Designerin markieren sollte.
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1990
Es folgt mit „Cut and Slash“ die erste komplette Herrenkollektion, die seit 1996 fester Bestandteil des Markenportfolios wird.
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1992
Westwood erhält den Order of the British Empire.
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1989–2005
Westwood lehrt an der Universität für angewandte Kunst Wien und an der Universität der Künste Berlin wahr. In Wien lernt sie auch den Studenten Andreas Kronthaler kennen, den sie 1992 heiratet. Er ist bis heute in ihrem Unternehmen als Designer tätig.
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1996
Westwood entwirft erstmals Theaterkostüme für die Aufführung der Dreigroschenoper im Wiener Burgtheater.
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1999
Die erste Boutique in New York öffnet.
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2004
Die Retrospektive „Vivienne Westwood: 34 Years in Fashion“ findet im Victoria and Albert Museum in London statt. Sie ist die größte Ausstellung, die das Museum jemals einem Designer beziehungsweise einer Designerin widmet.
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2006
Westwood erhält die Auszeichnung Dame Commander of the Order of the British Empire (DBE).
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2014
Westwood designt Uniformen für die britische Fluggesellschaft Virgin Atlantic sowie für das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker.
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2019
Es starten verschiedene Kollaborationen mit Asics, Vans und Buffalo sowie Eastpak.
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2019
Nach der letzten Teilnahme an der London Fashion Week hat Westwood beschlossen, ihre Mode aus Gründen des Umweltschutzes nur noch digital zu präsentieren.
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2021
Die Designerin erhält in Florenz den Leonardo da Vinci-Award für ihr Lebenswerk.
Trivia
- Der Sturz von Naomi Campbell auf 23 cm-Absatz-Plateauschuhen auf einer Westwood-Modenschau 1993/94 erzielt weltweit Aufmerksamkeit.
- Die neun von Westwood publizierten Modebände des Opus 2008 wiegen jeweils 20 kg und sind die größten Modebücher, die jemals publiziert wurden. Die darin enthaltenen Aufnahmen sind mit der weltweit größten Polaroid-Kamera entstanden.
- Neben Mode kreiert Westwood auch Teegeschirr und Swatch-Uhren sowie verschiedene Damenparfums.
- Die Britin engagiert sich seit Beginn ihrer Karriere politisch und literarisch. Seit 2007 nutzt sie in Absprache mit PETA keine Tierfelle mehr für ihre Produktionen, spendet an Umweltorganisationen und setzt sich aktiv für den Schutz indigener Völker ein. Auch ihre Modekollektionen unterliegen einer Vielzahl internationaler Zertifizierungen und Grundsätzen der Nachhaltigkeit, nutzen Recyclingmaterialien und bemühen sich um transparente Lieferketten.
- Bis 1993 lebt Westwood in einer Sozialwohnung, bis Kronthaler sie zu einem Umzug in ein Queen-Anne-Style Haus von 1703 überredet, das der Mutter von Captain Cook gehörte.
Quellen
Illustrierte Bücher
Biographien
- Queen of Fashion: Für ihre Mode wird Vivienne Westwood gefeiert, doch sie will die Welt verändern (Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe, Band 26) | (2023) [Stephanie Holden]
- Ein letzter Tribut an Vivienne Westwood: Das unglaubliche Leben der Punk-Modeschöpferin - eine illustrierte Biografie | (2023) [Tom Volz]