Veröffentlicht: 2023-06-22 ǀ Aktualisiert: 2023-07-04
Unternehmensgeschichte
Chanel
Passend zu diesem Beitrag: Finanzdaten Chanel.
Die Geschichte des weltberühmten Modehauses reicht bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts zurück, als Coco Chanel ihre erste Boutique eröffnet. Seither hat die Marke, die seit jeher für exklusive Damenmode steht, die Modewelt immer wieder revolutioniert und auch mit Parfums, Uhren und Schmuck sowie Kosmetikartikeln immer wieder neue Akzente gesetzt. Bis heute ist das Unternehmen zu 100 Prozent im Besitz der Familie Wertheimer, mit deren finanzieller Unterstützung das Unternehmen damals seinen Siegeszug rund um den Globus antrat.
Gegründet | 1913 |
Gründerin |
Coco Chanel Pierre Wertheimer |
Stammsitz |
Neuilly-sur-Seine, Frankreich 5 Barlow Place London, W1J 6DG United Kingdom |
Schlüsselpersonen |
Leena Nair (CEO) Virginie Viard (Kreativdirektorin) Philippe Blondiaux (CFO) Olivier Polge (Chef-Parfumier) |
Produkte |
Mode (Haute Couture und Konfektionsmode) Uhren & Schmuck Parfum Brillen Kosmetik Accessoires |
Eigentümer |
Alain Wertheimer Gérard Wertheimer |
Website | www.chanel.com |
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1910: Eröffnung der ersten Hut-Boutique
Die damals 27-jährige Coco Chanel (geborene Gabrielle Chanel) eröffnet in der Rue Cambon 21 in Paris ihre erste Hut-Boutique unter dem Namen Chanel Modes. Das Geschäft mit seinen schlichten, aber raffinierten Hüten entwickelt sich schnell zu einem beliebten Treffpunkt für glamouröse europäische Schauspielerinnen.
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1913: Eröffnung der zweiten Boutique in Deauville
In Deauville, einem Seebad in der Normandie, eröffnet Chanel eine zweite Boutique. Passend zum Ambiente erweitert die junge Designerin im folgenden Jahr ihr Angebot um eine Kollektion von Sportbekleidung aus Jersey, einem Material, das bis dahin nur für Herrenunterwäsche verwendet worden war. Die Möglichkeit, ihren Körper auf völlig neue Weise zu präsentieren, macht Chanel schnell bei Frauen im ganzen Land beliebt. Das Jahr 1913 wird auch als Gründungsjahr des Unternehmens angegeben.
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1915: Boutique in Biarritz
Mit der Eröffnung einer dritten Boutique in Biarritz setzt sich das Wachstum des Unternehmens fort. Sie ist auf Haute Couture spezialisiert und beschäftigt 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
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1918: Die Rue Cambon 31 in Paris wird zum Hauptsitz der Marke
Chanel erwirbt das Haus in der Rue Cambon 31 in Paris. Eine Boutique, Salons und Ateliers öffnen hier ihre Pforten. Es ist bis heute der Hauptsitz der Marke. In den folgenden Jahren erwirbt Chanel auch die Hausnummern 29, 25, 23 und schließlich 27. Seit 2013 gehört auch die Nummer 19 zum Unternehmen.
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1921: Chanel No. 5 - die Geburt des Verkaufsschlagers
Der russische Parfümeur Ernest Beaux kreiert das legendäre Parfum Chanel No. 5 für das Haus. Es ist das fünfte Parfum, das Coco Chanel zur Probe erhält. Der Duft wird sofort zum Verkaufsschlager, revolutioniert nicht zuletzt durch seine Aufmachung die Parfumgeschichte und hält sich jahrzehntelang an der Weltspitze der meistverkauften Parfums und hat auch prominente Fans wie Marilyn Monroe. Die finanziellen Mittel für den Bau der Produktionsstätten und das kaufmännische Know-how für den Vertrieb der Parfums bringen Pierre Wertheimer und sein Bruder Paul ein, die den international tätigen Kosmetikkonzern Bourjois aus Pantin besitzen. Dementsprechend halten sie 70 % der Eigentumsanteile an der Parfumsparte, während Chanel selbst nur 10 % hält. Die restlichen 20 % gehören Théophile Bader, dem Gründer der Galeries Lafayette. Klagen von Chanel in den 1930er Jahren auf Erhöhung ihrer Anteile blieben erfolglos.
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1922: Chanel No. 22 folgt auf No. 5
Auf den weltberühmten Klassiker Chanel No. 5 folgt No. 22. Der zarte Duft – ebenfalls von Ernest Beaux kreiert – kann jedoch nie an den Erfolg des Vorgängers anknüpfen.
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1924: Lancierung der ersten Kosmetiklinie
Das Unternehmen bringt eine erste Kosmetiklinie aus Gesichtspuder und Lippenstift auf den Markt. Im selben Jahr wird die Société des Parfums Chanel in Neuilly-sur-Seine gegründet, um aus dem Verkauf der Parfums Kapital zu schlagen. Ernest Beaux wird der erste hauseigene Parfumeur. In diesem Jahr entstehen auch die ersten Schmuckkollektionen, die Chanel den Ruf als Erfinderin des Modeschmucks einbringen.
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1925: Das Parfum Gardenia wird lanciert
Auch dieses Parfum ist das Ergebnis der Zusammenarbeit von Chanel und Beaux. Das Parfum wird 1983 neu aufgelegt und gehört seit 2007 zur Kollektion Les Exclusifs de Chanel. Ein Meilenstein in der Modewelt sind in diesem Jahr die ersten Tweedanzüge. Nachdem Chanel den Stoff, der vor allem für Herrenmode verwendet wurde, auf ihren Reisen nach Schottland entdeckt hatte, interpretierte sie ihn neu und kreierte eine Uniform für die Damen der Welt. Charakteristisch für die Kostüme sind die Jacke ohne Revers, die aufgesetzten Taschen und die mit dem Chanel-Logo geschmückten Revers. Für den perfekten Sitz ist eine Metallkette in den Saum eingenäht.
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1926: Das „Kleine Schwarze“ erblickt das Licht der Welt
Das Ford-Kleid, in aller Munde als „kleines Schwarzes“ bekannt, ist geboren. Es zeichnet sich durch seine langen Ärmel, die tiefe Taille und die Kombination mit einer edlen Perlenkette aus und begeistert nicht nur die amerikanische Vogue, sondern dient auch heute noch als Inspiration für Designer:innen auf der ganzen Welt. In diesem Jahr entwirft die Designerin auch die ersten Bühnenkostüme für Jean Cocteau und Charles Dullin. In London wird die erste Chanel-Boutique „Mayfair“ eröffnet.
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1927: Die erste Hautpflegelinie entsteht
Mit der ersten Hautpflegelinie, die aus 15 Produkten besteht, will das Unternehmen Frauen zu einem perfekten Teint verhelfen. Mit Cuir de Russie entsteht ein weiteres Parfum des Hauses.
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1928: Bois des Iles – revolutionärer Damenduft
Mit dem Parfum Bois des Iles kreiert Beaux einen der ersten orientalisch-holzig anmutenden Parfums der Damendüfte. Dieser stellt eine Hommage an die seinerzeitige Vorliebe für Exotisches und das Reisen dar.
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1931: Der Sprung nach Hollywood
Chanel wagt auf Geheiß des Studiobosses Sam Goldwyn den Sprung nach Hollywood, wo die Designerin Kleider für die aufkeimenden Stars der Filmbranche entwerfen soll. Das Ergebnis sind Kostüme für die Filme Tonight or Never (1931) und The Greeks Had a Word for Them (1932).
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1932: Ausstellung der ersten Schmuckstücke
Mit Bijoux de Diamants eröffnet eine Ausstellung zu Ehren des Diamanten im Privathaus von Chanel in Paris. Insgesamt werden dort mehr als 45 Schmuckstücke vorgestellt. Diese legt den Grundstein für die Gründung von Chanel Fine Jewellery and Watches in den Neunzigerjahren.
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1939: Schließung des Couture-Hauses
Während des Krieges schließt Chanel ihr Couture-Haus in Paris. Geöffnet bleibt weiterhin lediglich die Rue Cambon 31 mit ihrer Boutique, in der weiterhin Parfums und Accessoires erhältlich sind. Nachdem die Brüder Wertheimer während des Zweiten Weltkrieges in die USA emigrieren, übernimmt der Flugzeughersteller Felix Amiot pro forma deren Anteile an der Parfumsparte. Nach dem Krieg erhält Pierre Wertheimer diese jedoch zurück, ohne dass Chanel eine Möglichkeit hatte, die Besitzverhältnisse zu verändern.
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1945: Die Folgen des Zweiten Weltkriegs
Nachdem das Unternehmen vor dem Krieg auf über 4.000 Angestellte und ein Netz zahlreicher Boutiquen in ganz Frankreich gekommen war, bleibt nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs lediglich das Geschäft in der 31 Rue Cambon übrig. Dank der Nachfrage durch amerikanische Soldaten, die auf der Suche nach Geschenken für die Heimat sind, steigen die Verkäufe jedoch bereits unmittelbar nach Kriegssende wieder an.
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1947: Fortsetzung der Zusammenarbeit mit Wertheimer
Nach finanziellen Problemen setzt Chanel de Zusammenarbeit mit Pierre Wertheimer fort. Hierfür erhält sie eine Einmalzahlung in Höhe von umgerechnet 350.000 USD sowie eine anhaltende 2 %-ige Umsatzbeteiligung, um Alleingänge ihrerseits zu vermeiden.
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1952: Marilyn Monroe trägt No. 5
Das Life-Magazin widmet Marilyn Monroe in diesem Jahr eine Titelstory. Auf die Frage, was sie zum Schlafen trage, antwortet die Schauspielerin „Nothing but Chanel No. 5 and a smile“. Drei Jahre später entsteht eine Fotoserie von Marilyn Monroe und dem Parfum durch den Fotografen Ed Feingersh, die die Verkäufe weiter beflügelt.
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1954: Wiedereröffnung des Couture-Hauses
Erst neun Jahre nach Kriegsende beschließt Chanel, ihr Modehaus mit einer Modenschau im Februar wieder zu eröffnen. Ihre erste Kollektion beginnt mit einem Ensemble aus Jersey mit der Nummer 5, das von der amerikanischen Presse begeistert aufgenommen wird. Im selben Jahr wird Henri Robert Nachfolger von Ernest Beaux als Chefparfumeur des Hauses. Die Gebrüder Wertheimer übernehmen auch den 20-prozentigen Anteil von Bader am Unternehmen sowie die Modesparte. Damit ist Chanel bis heute vollständig im Besitz der Wertheimers.
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1955: Die ikonische Tasche 2.55 mit Steppnähten kommt auf den Markt.
Nach zahlreichen weiteren Kreationen für ihre Couture-Mode entwirft Chanel die unverwechselbare Tasche 2.55 mit ihrem gesteppten Lederdesign und der goldenen Kette. Sie wird schnell zum Inbegriff des Chanel-Stils und taucht in verschiedenen Kollektionen auf. Im selben Jahr präsentiert das Unternehmen Pour Monsieur, den einzigen Herrenduft, der noch zu Lebzeiten der Designerin kreiert wird. Henri Robert erntet weltweit Lob für die Raffinesse des holzigen Zitrusduftes.
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1957: Zweifarbige Pumps
Ursprünglich als beiger Leder-Slingback mit schwarzer Kappe konzipiert, verkürzt der ikonische Schuh den Fuß und verlängert optisch das Bein. Das elastische Fersenriemchen sorgt für besonderen Tragekomfort. Sofort ahmen andere Designer:innen das ikonische Stück nach.
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1965: Jacques Helleu wird künstlerischer Leiter der Parfumsparte
Jacques Helleu wird künstlerischer Leiter der Divisionen Parfums & Beauty sowie Uhren & Schmuck und damit verantwortlich für das Image des Unternehmens. Unter seiner Leitung entstehen legendäre Werbefilme, die stets die Handschrift ihrer Regisseure tragen. Nach dem Tod von Pierre Wertheimer übernimmt sein Sohn Jacques die Leitung des Hauses Chanel. Unter seiner Führung sinkt jedoch der Umsatz der Parfumsparte, die edlen Düfte sind zeitweise sogar zu Billigpreisen in amerikanischen Drogeriemärkten zu finden.
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1970: Chanel No. 19 zu Ehren von Cocos Geburtstag
Die Bezeichnung No. 19 des von Henri Roberts kreierten Parfums geht auf Coco Chanels Geburtstag am 19. August zurück.
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1971: Tod von Coco Chanel
Am 10. Januar 1971 stirbt die Modeschöpferin im Alter von 87 Jahren. Berühmtheiten wie Elizabeth Taylor, Grace Kelly, Jackie Kennedy und Jane Fonda trauern um sie, ihre posthume Kollektion ist ein großer Erfolg. In den folgenden zwei Jahren übernimmt Gaston Berthelot, zuvor Modeschöpfer bei Dior, die Nachfolge Chanels.
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1973: Weitere Führungswechsel
Nach dem Tod Chanels kann Berthelot als Chef des Hauses nicht überzeugen. Seine Nachfolge treten Yvonne Dudel und Jean Cazaubon an, bevor 1974 Jacques' Sohn Alain die Leitung. Zusammen mit seinem Bruder Gerard führen die beiden bis heute die Geschäfte des Konzerns, während Jacques Wertheimer noch bis 1978 dem Aufsichtsrat angehört.
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1978: Einführung der Konfektionsmode
Nachdem das Haus Chanel seit Anbeginn ein klassisches Haute Couture-Haus war, kommt in diesem Jahr Konfektionsmode auf den Markt, die zur Freude ihrer Fans erstmals in die ganze Welt exportiert wird. Der Erfolg der Kollektion von Philippe Guibourgé ist jedoch nur mäßig. Im gleichen Jahr tritt Jacques Polge die Nachfolge von Henri Robert als Parfumeur des Hauses an. Unter ihm entstehen die Düfte Coco, Coco Mademoiselle, Allure, Chance und Bleu.
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1980: Ramon Esparza wird Chefdesigner
Der ehemalige Balenciaga-Schüler Ramon Esparza tritt in die Fußstapfen der weltberühmten Designerin und soll künftig die Chanel-Kollektionen entwerfen. Doch auch seine Entwürfe sind wenig innovativ und belasten zunehmend das angestaubte Image der Marke. Parfum, Make-up und Accessoires sind in dieser Zeit die wichtigsten Umsatzträger. Im selben Jahr stellt Wertheimer die Werbefachfrau Kitty D'Alessio ein, die später Chanel-Nordamerika-Chefin wird und eine Verbindung zu Karl Lagerfeld herstellt. Dieser beginnt Ende 1982 seine Tätigkeit für das Modehaus, zunächst in beratender Funktion.
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1983: Beginn der Ära Karl Lagerfeld
Karl Lagerfeld wird neuer Kreativdirektor von Chanel, verantwortlich für das Design aller Haute Couture-, Prêt-à-porter- und Accessoires-Kollektionen. Seine revolutionäre Arbeit ist bereits durch seine Tätigkeit bei Fendi bekannt. Bei Chanel verleiht er der Marke durch seinen einzigartigen Stil neuen Glanz und gibt zum ersten Mal seit Chanels Tod wieder eine klare Richtung vor. Er führt die Métiers d'Art-Kollektionen und die Pre-Collections ein, kreiert die bis heute bekannte Prêt-à-porter-Mode und verleiht auch den Cruise-Kollektionen neuen Glanz. Auch die Popularität des weltweit bekannten CC-Logos geht auf Lagerfeld zurück. Seine zweite Modenschau ist nach ersten Kritiken bereits ein voller Erfolg. Das Jahresgehalt des exzentrischen Designers wird damals auf rund eine Million Dollar geschätzt. 1.000.000 Dollar im Jahr 1983 entsprechen einer Kaufkraft von etwa 3.000.000 Dollar im Jahr 2023.
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1984: Coco – ein weiteres Parfum setzt einen Meilenstein
Ines de la Fressange ist das erste Model, das einen Exklusivvertrag mit dem Modehaus abschließt. Sie ist entsprechend auch das Gesicht der Werbekampagne zur Lancierung des Parfums Coco.
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1985: Erwerb des ersten Maison d’Arts
Mit dem Knopf- und Schmuckatelier Desrues erwirbt das Haus sein erstes Maison d’Arts. Auf dem Rodeo Drive eröffnet die erste Chanel-Boutique auf dem amerikanischen Festland, ein Jahr später folgt ein Geschäft in New York.
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1987: Die erste Uhren-Kollektion entsteht
Der Anteil der Accessoires am Gesamtumsatz des Unternehmens steigt kontinuierlich. Folgerichtig bringt Chanel eine erste Uhrenlinie auf den Markt. Das von Jacques Helleu entworfene rechteckige Zifferblatt ist sowohl vom Verschluss des Parfums No. 5 als auch von der Form des Place Vendôme inspiriert. Die erste Uhrenboutique des Hauses eröffnet in der Avenue Montaigne 40 in Paris. Im selben Jahr kreiert Karl Lagerfeld als Fotograf die erste Werbekampagne für das Unternehmen. Ihr Gesicht ist Ines de la Fressange, die bereits für das Parfum Coco geworben hatte.
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1990: Egoiste als zweiter Herrenduft
Das originelle Parfum Egoiste revolutioniert die gängigen Herrendüfte. Auch der Werbefilm von Jean-Paul Goude überzeugt und wird beim 37. Internationalen Werbefilmfestival in Cannes mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet. Im selben Jahr präsentiert Chanel die Mademoiselle-Uhr, deren Armband aus fünf Perlensträngen besteht. In diesem Jahr löst Claudia Schiffer Inès de la Fressange als Model ab, bis sie und Lagerfeld zwischen 1996 und 2000 getrennte Wege gehen. Inès de la Fressange kehrt schließlich 2010 als Hauptmodel für eine Chanel-Schau zurück.
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1993: Aufkauf der Uhrenmanufaktur G&F Châtelain
Das Unternehmen erwirbt die Uhrenmanufaktur G&F Châtelain in La Chaux-de-Fonds in der Schweiz. Im selben Jahr gründet das Unternehmen seine Schmucksparte Chanel Joaillerie mit der Neuauflage der Comete-Colliers von der Bijoux de Diamants-Ausstellung 1932. In diesem Jahr beteiligt sich die Chanel-Gruppe auch an der amerikanischen Modemarke Isaac Mizrahi, verkauft ihre Anteile aber 1998 wieder.
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1995: Prêt-à-porter Kollektion und neuer Nagellack
Mit Helena Christensen und Claudia Schiffer präsentieren zwei Supermodels die Prêt-à-porter-Kollektion für den Sommer 1995, erneut fotografiert Karl Lagerfeld die Kampagne. Der Nagellack Rouge Noir No. 18 - eine Anspielung auf eine Lieblingsfarbe von Chanel - wird ein großer Erfolg.
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1996: Wendepunkt der Ästhetik
Das schottische Model Stella Tennant ist das Gesicht der Prêt-à-porter-Kollektion Herbst/Winter 1996/97. Karl Lagerfeld läutet mit der Wahl des androgynen Stils des Models eine Wende in den ästhetischen Konventionen ein. Die Chanel-Gruppe erwirbt Anteile an dem britischen Waffenhersteller Holland & Holland und führt dort eine eigene Jagdmodenkollektion ein. In den Jahren 1996 und 1997 besteht zudem ein Joint Venture mit der Friseursalon-Kette Frédéric Fekkai.
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1997: Virinie Viard wird Leiterin der Haute Couture
Virginie Viard begann 1987 als Praktikantin bei Chanel. Zehn Jahre später übernimmt sie die Leitung der Stickereiabteilung des Haute-Couture-Studios und zwei Jahre später die des Prêt-à-porter-Studios. Im selben Jahr wird das Stadtpalais an der Place Vendôme 18 eröffnet, das ausschließlich den Schmuck- und Uhrenkreationen des Hauses gewidmet ist. Die Chanel-Gruppe erwirbt Anteile am Bademodenhersteller Eres. Die Zulieferbetriebe, die das Unternehmen nach und nach aufkauft, werden ab diesem Jahr unter dem Dach der Paraffection S.A. zusammengefasst.
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1998: Beteiligung am Uhrenhersteller Bell & Ross
Die Chanel-Gruppe erwirbt Anteile am Uhrenhersteller Bell & Ross.
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1999: Françoise Montenay wird CEO
Wertheimer räumt seinen geschäftsführenden Posten zugunsten von Françoise Montenay, die fortan an CEO und Präsidentin die Geschäfte leitet, während Wertheimer lediglich Vorsitzender bleibt.
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2000: Die erste Sportuhr Chanels
Mit der J12 präsentiert das Unternehmen seine erste Sportuhr aus schwarzer Keramik. Im selben Jahr findet die erste Modenschau der Cruise Collection 2000/2001 statt, die sich unter der Leitung von Karl Lagerfeld als regelmäßiges Event etabliert. Zum ersten Mal in der Unternehmensgeschichte präsentiert Chanel eine kleine Auswahl an Herrenmode auf dem Laufsteg.
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2001: Das Parfum Coco Mademoiselle
Der wiederum orientalische Duft mit exklusiver Patchouli-Note wird von Kate Moss als Gesicht der Kampagne präsentiert. Obwohl das Unternehmen bis heute keine Konzernzahlen veröffentlicht, wird der Umsatz zu Beginn des neuen Jahrtausends auf rund 2 Mrd. USD geschätzt.
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2002: Förderung traditioneller Handwerkskunst
Während andere Unternehmen ihre Produktion mehr und mehr auf die maschinelle Fertigung konzentrierten, erwarb das Unternehmen nicht weniger als acht spezialisierte Unternehmen, die sich durch ihre hochwertige Handwerkskunst auszeichneten. Es handelt sich um Desrues (Metallverarbeitung), Lemarié (Floristik und Federkunst), Maison Michel (Hutmacher), Massaro (Schuhmacher), Goossens (Goldschmiede), Maison Lesage (Stickerei), Guillet (florale Accessoires) und Atelier Montex (Stickerei), die in der Tochtergesellschaft Paraffection zusammengeführt werden. Ihre Handschrift findet sich in der Kollektion Metiers d'Arts wieder, die Karl Lagerfeld als jährliche Prêt-à-porter-Kollektion außerhalb des offiziellen Kollektionskalenders als Hommage an das Kunsthandwerk ins Leben gerufen hat. Die erste Kollektion Satellite Love besteht aus 33 Modellen, die in den Haute Couture Studios präsentiert werden. Chanel setzt ihre Expansion in den USA fort und eröffnet zunächst ein Juwelier- und Uhrengeschäft und kurz darauf eine Schuh- und Handtaschenboutique in der Madison Avenue. Ende des Jahres betreibt das Unternehmen bereits 25 Boutiquen in den Vereinigten Staaten. Jacques Polge kreiert das Parfum Chance und präsentiert es mit einer Werbekampagne, die in Venedig gedreht wird. Mit Chance Eau Fraiche (2007), Chance Eau Tendre (2010) und Chance Eau Vive (2015) entstehen in den folgenden Jahren Interpretationen des Duftes.
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2003: Die weiße J12
Nach dem internationalen Erfolg der schwarzen Keramikuhr J12 bringt Chanel eine weitere Version des Modells in Weiß heraus. Im selben Jahr präsentiert die Marke die Uhr Chocolat mit digitalem Uhrwerk, das Modell Camelia sowie die Uhr 1932. Ebenfalls in diesem Jahr nimmt Chanel zum ersten Mal an der Weltmesse für Uhren und Schmuck Baselworld in Basel teil. Der Stand wird von Peter Marino gestaltet. Der Flagshipstore in Hongkong führt eine In-Between-Kollektion für junge Frauen ein.
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2004: Métiers d'Art Show im Ausland
Zum ersten Mal findet eine Métiers d'Art-Show im Ausland statt, und zwar im Flagship Store von Chanel in der Ginza in Tokio. Im selben Jahr entsteht das Parfum Allure Homme Sport, das die Mode und den sportlichen Stil von Chanel aufgreift. Der Flakon, der mit einer innovativen Technologie hergestellt wird, weicht erstmals optisch von den klassischen Designs seiner Vorgänger ab. Das neue Gesicht für die Kampagne des klassischen Chanel No. 5 wird Nicole Kidman, die der Regisseur Baz Luhrmann gekonnt in Szene setzt.
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2005: Ehrung durch das Metropolitan Museum of Art
Nur wenigen Modehäusern wird die Ehre einer eigenen Ausstellung im Metropolitan Museum of Art in New York zuteil. Damit würdigt das Haus die jüngste Modegeschichte des Hauses Chanel. Im selben Jahr findet die Prêt-à-porter-Schau Frühling/Sommer 2006 zum ersten Mal im Grand Palais in Paris statt. Seither hat sich dieser Ort für die Präsentation der Kollektionen etabliert.
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2006: Weitere Kosmetikprodukte kommen auf den Markt
Mit der Sublimage Crème Régénérante Fondamentale - einer Creme mit Anti-Aging-Wirkung - und dem Lippenstift Rouge Allure bringt das Unternehmen weitere Kosmetikprodukte auf den Markt.
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2007: Keira Knightley präsentiert Coco Mademoiselle
In diesem Jahr wählt das Modehaus Keira Knightley als Gesicht für die Kampagne von Coco Mademoiselle. Jacques Helleu, künstlerischer Leiter der Abteilungen Parfums & Beauté und Uhren & Schmuck, stirbt. Unter der Leitung von Jacques Ploge entsteht die Duftkollektion Les Exclusifs mit Düften, die an symbolträchtige Meilensteine im Leben Chanels erinnern: 31 Rue Cambon, Bel Respiro, 28 La Pausa, No. 18, Coromandel, Eau de Cologne sowie Neuauflagen von No. 22, Gardenia, Bois de Iles und Cuir de Russie. Die Kollektion ist exklusiv in den Chanel-Boutiquen erhältlich. In Moskau findet in diesem Jahr die Ausstellung „Art as Universe“ im Puschkin-Museum der Schönen Künste in Moskau statt. Weitere thematische Ausstellungen folgen in verschiedenen Metropolen der Welt: Peking und Shanghai, Kanton („Le Train Bleu“ oder „The Blue Train“), Paris („N°5“), Seoul („L’esprit des lieux“ oder „The Spirit of the Place“) und Venedig („La femme qui lit“, „The Woman Who Reads“ oder „Die lesende Frau“).
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2008: Verbindung von Mode und Kunst
Zaha Hadid schafft eine weitere Verbindung zwischen Mode und Kunst. Die von ihr konzipierte Wanderausstellung zeigt Kunstwerke, die von der gesteppten Ledertasche inspiriert sind. Sie macht Station in Hongkong, New York und Tokio, bevor sie im Institut der Arabischen Welt in Paris dauerhaft installiert wird.
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2009: Eröffnung des Joaillerie-Studios
Das Studio für Schmuckkreation unter der Leitung von Patrice Leguéreau eröffnet.
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2011: Gründung der Fondation Chanel
Das Unternehmen gründet eine Stiftung, die sich der Förderung der Gesundheitsversorgung, der Bekämpfung geschlechtsspezifischer Gewalt und der „Beschleunigung von wirtschaftlicher Handlungsfähigkeit und Empowerment“ widmet. Dabei arbeitet sie mit Organisationen auf fast allen Kontinenten zusammen.
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2012: Jubiläum der Bijoux de Diamants
Anlässlich des 80-jährigen Jubiläums der einzigen Haute Joaillerie-Kollektion von Gabrielle Chanel präsentiert das Haus exklusiv neue Stücke in einem Pop-up-Planetarium im Musée du Quai Branly und anschließend auf der Biennale des Antiquaires in Paris. Der Umsatz des Unternehmens wird für Anfang 2010 auf rund 6 Milliarden Dollar geschätzt, was einer Verdreifachung in den letzten zehn Jahren entspricht.
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2013: Eröffnung der Horlogerie-Studios
Unter der Leitung von Arnaud Chastaingt eröffnet Chanel ein Atelier für Uhrenkreationen. Im selben Jahr bringt Chanel mit Sous Le Signe Du Lion die erste Schmuckkollektion heraus, die ausschließlich dem Löwen, Chanels Sternzeichen, gewidmet ist. Die Chanel-Wohnung in der Rue Cambon 31 wird vom französischen Kulturministerium unter Denkmalschutz gestellt. Insgesamt gibt es in diesem Jahr rund 300 Chanel-Boutiquen, die - neben einigen ausgewählten Kaufhäusern - nahezu exklusiv die Mode des Konzerns vertreiben.
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2015: Neue Kollektionen und Standortinvestitionen
In diesem Jahr lanciert Chanel die Coco Crush Kollektion als Neuinterpretation des Steppmotivs sowie die Boy Friend-Uhr. Die Saatchi Galler in London widmet Chanel mit „Mademoiselle Privé“ eine weiter Ausstellung. Olivier Ploge übernimmt die Leitung des Labors für Parfumkreation und -entwicklung und tritt damit in die Fußstapfen seines Vaters Jacques. Für den Standort der Boutique 400 North Rodeo Drive in Beverly Hills zahlt das Unternehmen eine Rekordsumme von 152 Mio. USD – den höchsten Betrag, der jemals für eine Einzelhandelsfläche in Los Angeles gezahlt wurde.
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2016: Exklusive Modenschau auf Kuba
Erstmals in der Geschichte des Landes führt mit Chanel ein Couture-Haus eine Modenschau auf Kuba durch. Die Cruise Collection 2016/2017 wird auf dem Paseo del Prado in Havanna dargeboten. Mit der Kollektion Les Bles de Chanel widmet sich eine Schmuckkollektion ausschließlich dem Weizen. Zur Präsentation errichtet das Unternehmen ein Weizenfeld auf dem Place Vendome. Die neu kreierte Herrenuhr Monsieur enthält erstmals das hauseigene Kaliber 1-Uhrwerk. Die ehemalige Nordamerika-Chefin von Chanel, Maureen Chiquet, die von 2007 bis 2016 als Global CEO an der Spitze des Unternehmens steht, muss in diesem Jahr aufgrund interner Differenzen ihren Posten räumen.
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2017: Unterstützung des Modemuseums
Olivier Polge bringt das Parfum Gabrielle auf den Markt. Im selben Jahr erscheint die Uhr Code Coco. Seit diesem Jahr unterstützt das Unternehmen exklusiv das Modemuseum der Stadt Paris, das Palais Galliera. Auch im folgenden Jahr unterstützt Chanel die umfangreichen Renovierungsarbeiten des Museums.
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2018: Lncierung der Les Eaux-Duftkollektion
Mit Les Eaux kommt eine Duftkollektion auf den Markt, die an die Reiseziele von Chanel erinnert. Mit dem 19M legt das Unternehmen den Grundstein für den neuen Standort von 11 der rund 40 Métiers d'Art, die künftig auf rund 25.500 m² unter einem Dach vereint sein werden. Der innovative Bau von Rudy Ricciotti soll 2021 fertiggestellt sein. Chanel legt damit ein besonderes Augenmerk auf handwerkliche Tätigkeiten, die teilweise vom Aussterben bedroht sind. Die Betriebe arbeiten zum Teil für andere Auftraggeber als Chanel. Ein Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit ist die Ankündigung, künftig auf Pelze verzichten zu wollen. Erstmals in seiner Geschichte veröffentlicht das Unternehmen einen Jahresbericht mit Umsatzzahlen. Demnach lag der Umsatz 2017 bei 9,62 Milliarden US-Dollar - ein Plus von 1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Gewinn stieg auf 1,79 Milliarden US-Dollar, ein Plus von 18,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Um das Privatvermögen der beiden Konzernchefs, das auf rund 23 Milliarden Dollar geschätzt wird, ranken sich jedoch weiterhin Spekulationen. Im gleichen Jahr kündigt Chanel die Verlegung des Firmensitzes nach London an.
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2019: Tod Lagerfelds
Mit dem Tod von Karl Lagerfeld am 18. Februar verliert das Haus seinen kreativen Kopf. Die beiden Häuser Chanel und Fendi richten ihm zu Ehren eine gemeinsame Gedenkfeier in Paris aus. Seine Nachfolge bei Chanel tritt Virginie Viard an, die bisher als rechte Hand Lagerfelds im Haus tätig war. Das Unternehmen beteiligt sich an der Schweizer Uhrenmanufaktur Kenissi, deren Kaliber 12.1 in der Automatikuhr J12 38 mm zum Einsatz kommt. Das Gesicht der Kampagne mit dem Titel „It’s all about Seconds“ ist erneut Keira Knightley. Im selben Jahr wird die J12 in weißer Keramik mit dem Grand Prix d’Horlogerie de Genève in der Kategorie Damenuhren ausgezeichnet.
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2020: Tradition trotz Pandemie
Viele Modemarken verzichten weltweit auf das klassische Schema von sechs Kollektionen pro Jahr und die damit verbundenen zahlreichen internationalen Reisen. Nicht so Chanel: Das Haus hält an seinem bewährten Schema aus Couture-, Resort- und Saisonkollektionen fest - auch wenn die Resort-Kollektion 2021 erstmals in der Geschichte ausschließlich online präsentiert wird, da die Capri-Show wegen einer Pandemie ausfällt. Im selben Jahr wird die erste Haute-Joaillerie-Kollektion „Tweed de Chanel“ kreiert, die ausschließlich dem Tweed gewidmet ist. Das Modemuseum der Stadt Paris widmet der Designerin die Ausstellung „Gabrielle Chanel. Manifeste de Mode“ als erste Retrospektive. Chanel lässt sich ihren prestigeträchtigen Flagship-Store in der Londoner Bond Street 310 Millionen Pfund kosten.
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2021: Leena Nair wird Global Chief Executive Officer
Leena Nair wird zum Global Chief Executive Officer ernannt. Das Unternehmen kündigt eine Investition in den Landscape Resilience Fund an, der vom Klimawandel betroffene Landwirte unterstützt.
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2022: Kosmetik- und Parfümlinie No.1
Mit der Kosmetik- und Parfümlinie No.1, deren Inhaltsstoffe zu 97 Prozent aus natürlichen Rohstoffen bestehen und deren Verpackungen so umweltfreundlich wie möglich gestaltet sind, setzt das Unternehmen seine neuen Nachhaltigkeitsziele um. Zudem hat sich das Unternehmen zum Ziel gesetzt, bis 2030 den eigenen CO2-Fußabdruck um 50 Prozent und den der Wertschöpfungskette um 40 Prozent zu reduzieren. Bereits 2025 will das Unternehmen seine Energie zu 100 % aus erneuerbaren Quellen beziehen. Bis 2024 sollen 80 % der Lieferungen über den Seeweg erfolgen. Darüber hinaus unterstützt der Konzern Land- und Existenzsicherungsprojekte in Gemeinden in Afrika, Südostasien und Lateinamerika. Das Unternehmen spendet 2 Millionen Euro an UNHCR und Care zur Unterstützung der Ukraine. Derzeit betreibt Chanel S.A. weltweit rund 310 Boutiquen (94 in Asien, 70 in Europa, 10 im Mittleren Osten, 128 in Nordamerika, 1 in Zentralamerika, 2 in Südamerika und 6 in Ozeanien).