Wunderlabel Logo

Wunderlabel

®
Lab

Veröffentlicht: 2023-04-03

Mode der 1960er

Die Sechzigerjahre sind aus gesellschaftlicher Sicht eine revolutionäre Dekade – soziale Protestbewegungen wie die legendären 68er entstehen, Woodstock feiert Höhepunkt der Hippie-Kultur und auch ganz allgemein wird mit zahlreichen Konventionen und Traditionen gebrochen. Dieser Umschwung zeichnet sich ganz deutlich auch in der Modewelt der Sechziger ab. Fortan bestimmt die Street Wear des Swinging Londons der Sechziger die Kreationen der Haute Couture-Designer:innen, der Minirock gibt den Blick auf jede Menge nackte Haut frei und die Hippies stellen sich der materialistischen Verwertungslogik entgegen.

Die Modetrends der frühen Sechzigerjahre (1960-1962)

Der Umbruch einer Dekade führt nicht unweigerlich zu neuen Modetrends. So herrscht zu Beginn der Sechzigerjahre zunächst weiter das Ideal der eleganten Damenmode, die ihr wohl größtes Vorbild in Jackie Kennedy ausmacht. Erst allmählich verbreiten sich neue Trends, die sich erst Mitte des Jahrzehnts als revolutionär erweisen werden.

Weiblichkeit und feminine Eleganz

Die First Lady Jackie Kennedy gilt als absolute Stilikone. Kostüme mit kurzen Jacken, die mit übergroßen Knöpfen verziert sind, werden zu Röcken und Stilettos getragen und strahlen Weiblichkeit und Eleganz aus. Handschuhe, Perlenschmuck und der passende Hut runden das optimale Outfit ab.

Für das abendliche Ausgehen tauschen Frauen das schicke Kostüm aus Bleistiftrock und Blazer gegen ein funkelndes Abendkleid aus, das die schlanke Linie betont und gern mit einer Überbluse kombiniert wird. Männer präferieren zu Beginn des Jahrzehnts vor allem Slim Fit-Anzüge mit dünnen Krawatten, wie sie von Frank Sinatra oder Sean Connery in James Bond getragen werden.

Damit setzt sich ein Trend der Fünfzigerjahre zunächst auch in diesem Jahrzehnt fort.

Ärmellos wie Audrey Hepburn

Mitte der Sechzigerjahre fehlen bei vielen Kleidungsstücken vom Kleid bis zum enganliegenden Shirt die Ärmel. Vorreiterin dieses Modestils ist Audrey Hepburn, die in Frühstück bei Tiffany ein von Givenchy entworfenes Kleid ohne Ärmel trägt. Zu den besonders populären Kleidungsstücken zählt hier auch das „kleine Nichts“ – ein schlichtes, ärmelloses Kleid mit tief angesetzter Bluse, die durchaus auch mal die Form eines lockeren Hemdes haben darf.

Capri-Hosen – Alternative zum Rock

Die frühen Sechzigerjahre verhelfen den Hosen für Damen zu einem enormen Aufschwung und treten damit in Konkurrenz zu Kostümen und Röcken. Erneut ist es Audrey Hepburn, die die Bekanntheit der Caprihose mit ihren Beinenden in der Mitte der Wade prominent verbreitet. Doch auch andere Hosen wie die klassischen Levi Strauss-Jeans gehören immer häufiger zur Alltagsgarderobe von Frauen. Die Schnitte variieren hier von eng bis weit mit knielangen Beinen oder auch knapp über dem Knie endend. So setzt sich im Laufe des Jahrzehnts auch die Shorts durch.

Durchbruch des Bikinis – Hollywood macht es möglich

Obwohl der Bikini bereits 1946 in Frankreich erfunden wurde, dauert es bis zum Jahr 1963, bis der Zweiteiler seinen Durchbruch durch den Teenie-Film Beach Party erfährt. Damit fügt sich das knappe Kleidungsstück perfekt in den Trend zur Freizügigkeit ein. Bis er sich allerdings flächendeckend an den Stränden der Welt verbreitet, vergehen weitere Jahre.

Single Girl und Working Girl – die Unabhängigkeit der Frauen

Bucherfolge wie Sex and the Single Girl und The Feminine Mystique propagieren die finanzielle und sexuelle Unabhängigkeit der Frauen von der Männerwelt, die sich auch in der Modewelt niederschlägt. Die Modefotografie der Zeit stellt Frauen auf eine gänzlich neue Art und Weise dar: jung, aktiv und wirtschaftlich unabhängig, dabei stets in Bewegung und sportlich. Parallel zum Single Girl entsteht das Pendant des Working Girls, das die unabhängige Frau verkörpert, die die volle Kontrolle über ihren eigenen Körper hat.

Ivy League – Vorläufer des Prepper-Looks

Polo-Shirts, Harringtonjacken, khakifarbene Chinohosen und gestreifte Shirts zu sportlichen Blazern, Pullundern und Strickpullovern charakterisieren den Stil der Ivy League-Mode. Dieser sportlich-konservative Look der College-Campusse der nördlichen USA nimmt den Prepper-Look vorweg.

Weiblichkeit Ärmellos Capri-Hose Bikini Single Girl Ivy League

Mode der Mittsechziger (1963-1966)

Gegen 1963 nimmt der Bruch mit den Konventionen der vorangehenden Jahre Fahrt auf. Die Mode zeigt sich deutlich freizügiger, experimenteller und innovativer. Zunehmend inspiriert der Look der Straße die Modewelt der High Fashion, die wiederum ganz neue Schönheitsideale propagiert.

Der Space-Age-Look – futuristische Designs und künstliche Materialien

Der Wettlauf um die erste Mondlandung im Kalten Krieg, Science-Fiction-Comics oder auch Serien wie Star Trek inspirieren in den Sechzigerjahren auch die Modewelt. Synthetische Materialien, klobige Accessoires und kantige Formen sind charakteristisch für den Space-Age-Look. Designer wie Pierre Cardin nutzen zudem erstmals PVC und Polyester für ihre Kreationen, die auch im Alltag Verwendung finden. Neben kurzen Regenmänteln aus Plastik liegen hüftlange Mäntel, helmähnliche Hüte und Kunstpelze absolut im Trend.

Das Swinging London wird zur Modehauptstadt der Welt

Ab Mitte der Sechziger führt an der Mode Londons kein Weg mehr vorbei. Eklatant ist der Einfluss des bunten, jugendlichen Looks der Londoner Modeszene vor allem bei der Bekleidung für Männer. Hat sich die letzten 150 Jahre zuvor kaum etwas hinsichtlich der Modetrends bewegt, sind plötzlich überall bunte Farben und neue Stilelemente wie die kragenlosen Jacken auszumachen, die zu engen Hosen und Stiefeln kombiniert werden. Dieser Einfluss macht selbst vor den klassischen Anzügen nicht Halt. Auch diese werden farbenfroher, verfügen bisweilen sogar über Muster und ersetzen die schmalen Krawatten der vorherigen Jahre durch deutlich breitere Modelle.

Militärjacken – Metallknöpfe, Schulterpatteen und Epaulettes

Noch bevor die Hippiemode immer wieder Parkas und Militärjacken als Protest gegen den Krieg in Vietnam als Stilmittel nutzt, treten Rockstars wie Jimi Hendrix oder Mick Jagger in militärisch inspirierten Kleidungsstücken auf die Bühnen der Welt. Und auch die Beatles präsentieren sich auf dem Cover von Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band in farbenfrohen Varianten der Militärjacken. Kein Wunder, dass im Zuge dessen Secondhand-Shops für Militärkleidung zum Ende des Jahrzehnts hin einen wahren Boom erleben.

Der Minirock – von der King’s Road auf den Laufsteg

Der Designerin Mary Quant wird die Erfindung des Minirocks im Jahr 1964 zugeschrieben – wenngleich auch Andrè Courrèges einen Anteil an dessen Erfindung haben mag und letztlich gar nicht klar ist, ob nicht doch jemand anders erstmals einen Minirock geschneidert hat. Unbestritten ist, dass das knappe Kleidungsstück seinen Weg über London in die Modewelt gemacht hat. Per Definition beträgt die Länge des Rocks etwa 6-7 Inch über dem Knie. Sein Name geht auf den Mini Cooper – das Lieblingsauto Mary Quandts – zurück. Während die britische Variante als Chelsea Look dabei eher für die breite Masse ausgelegt ist, stößt das strukturierte und ausgeklügelte Design von Courrèges eher auf die Akzeptanz der französischen Modewelt.

Schlaghosen und Hüfthosen – der Trend geht zum weiten Bein

Tiefsitzende Schlaghosen mit einem weit auslandenden Beinabschluss lösen ab etwas 1964 schrittweise die engen Caprihosen ab. Das passende Outfit komplettieren hier Chiffon-Blusen oder Poloshirts aus Baumwolle, Seide oder auch elastischen Stoffen. Bei den Männern geht der Trend ab 1963 zu den faltenlosen Hosen, die teilweise natürlich ebenso bunt gemustert sind wie der Rest der Mode.

Durchscheinende Stoffe – transparent und freizügig

Ganz anders als das prüde Jahrzehnt zuvor zeichnen sich die Sechzigerjahre durch Emanzipation und Freizügigkeit aus. Ein Oben-Ohne-Badeanzug des Designers Rudi Gernreich führt 1964 sogar zu einer Verhaftung in Chicago. Nicht nur die Hippies zeigen dabei immer wieder blanke Brüste – transparente Stoffe, die weniger verdecken als freizugeben, finden sich auch bei der Abendgarderobe und werden hier nicht selten mit auffälligen Accessoires kombiniert. Wer lieber auf blickdichte Stoffe setzt, jedoch trotzdem viel Haut zeigen will, greift stattdessen zu den Cut-out-Kleidern, die den Blick auf die nackte Haut durch raffiniert platzierte Öffnungen freigeben.

Das Dolly Girl – kindlich, schlank und androgyn

Mitte der Sechzigerjahre tritt mit dem Dolly Girl ein gänzlich neuer Archetypus der jungen Frauen der Sechzigerjahre ins Bild. Er verkörpert das Schönheitsideal der dünnen und kindlichen Frau, die ihr absolutes Ideal in Twiggy findet – schlank, androgyn und ohne Taille oder Brüste, fast kindlich wirkend.

Besonders charakteristisch ist bei der Wahl der Outfits vor allem der Minirock, der zu stets knapp und eng sitzenden Oberteilen und einer hellen Strumpfhose kombiniert wird. Die A-Linien-Form vernachlässigt dabei die Kurven und legt den Fokus komplett auf den zarten und dünnen Körper der Trägerin. Zusätzlich wird auch bei Mänteln, Anzügen und Kleidern gern mal auf den Kragen verzichtet, um den langgestreckten Look zu untermalen.

Space-Age-Girl Swinging London Militärjacken Minirock Schlaghosen Durchscheinende Stoffe Dolly Girl

Die späten Sechzigerjahre (1967-1969)

Zum Ende der Sechzigerjahre hin verdrängen ostasiatische Einflüsse und der Einfluss der Hippiekultur die populäre Mode in Teilen. Der Trend geht wieder zu mehr Lässigkeit und bequemer Kleidung, gleichzeitig nimmt die Androgynität weiter zu.

Nehru-Jackets und asiatische Einflüsse

Der hüftlange Mantel mit seinem Stehkragen und den aufgepatchten Taschen verbreitet sich ab 1966 und hat seinen Designursprung bei Jawaharial Nehru – dem indischen Premierminister zwischen 1947 und 1964. Als ein Kleidungsstück von vielen spiegelt es den Trend zur Multikulturalität in der Modewelt wider, in der zunehmend indische, nordafrikanische oder auch balinesische Einflüsse stilprägend sind. Damit einher geht nicht selten eine Abkehr von den synthetischen Materialien zugunsten der Vintage-Kleidung aus den dreißiger- und Vierzigerjahren, wodurch die Mode wieder weiter und bequemer wird.

Das Dolly-Girl wird erwachsen

Mit dem Trend zur Bequemlichkeit wird auch das Dolly Girl erwachsen – die Mode wird wieder femininer und sinnlicher, die Kleidung schmiegt sich wieder enger an die Figur an, um so eine schlanke, gerade Linie zu erzeugen. Lange Mäntel über den Kleidern, lange gerade geschnittene Hosen und verlängerte Röcke unterstützen diesen Look zusätzlich.

Unisex-Kleidung – Androgynität in Alltag und Beruf

Die sexuelle Befreiung der Frauen führt gesamtgesellschaftlich zu einer Veränderung: Die Fluidität der Geschlechter kommt auch in der Modewelt an. So gleichen sich nicht nur die Frisuren von Männern und Frauen immer mehr, sondern auch die Bekleidung inspiriert sich gegenseitig. Teilweise soweit, dass Frauen Männerbekleidung tragen und umgekehrt. Mit dem Hosenanzug von YSL reicht der Trend schließlich bis in die Businessmode hinein.

Anzugmode – lässiger Look und Retrotrend

Bei den Männern ersetzt bisweilen der Rollkragenpullover unter dem Sakko das Hemd und die Krawatte und erzeugt so einen besonders lässigen Look. Parallel dazu lassen sich einige Herren allerdings auch durch die Hollywood-Filme der Zeit inspirieren und treten in Nadelstreifenanzügen und Hüten der Dreißigerjahre in der Öffentlichkeit auf. Alles in allem gelten Anzüge jedoch immer weniger als hip und weichen einer bislang ungekannten Vielfalt gewagter Stilkombinationen.

Hippie-Style – Flower Power und Batikmuster überall

Ab etwa 1967 verändert sich mit dem Aufkommen neuer Rockstars der Musikgeschmack stilprägender Jugendkulturen, Vietnam-Krieg und die Emanzipation setzen weitere Impulse der Zeit. So entsteht ab etwa 1967 eine Modekultur aus Ponchos, Mokassins, weiten Blusen, Westen und Schlaghosen, die mit Accessoires wie Peace-Zeichen, Gürteln aus Ketten und auffälligen Halsketten kombiniert werden. Neben Batikmustern sind dabei vor allem psychedelische Muster und florale Motive in allen erdenklichen Farben verbreitet. Doch auch militärische Kleidungsstücke fließen als Zeichen des Protestes gegen den Krieg immer wieder in das Styling ein.

Nehru Jackets Dolly Girl wird erwachsen Unisex-Kleidung Anzugmode Hippie-Style

Beautytrends in den Sechzigerjahren

Ein Outfit ist ohne darauf abgestimmte Schuhe, das passende Make-up und sorgfältig ausgewählte Accessoires nicht komplett. Wie auch die Mode verändern sich die angesagten Beautytrends in den Sechzigerjahren eklatant.

Haare – natürliche Kurzhaarfrisuren und gestylte Bienenstöcke

Die Frisuren der Frauen sind in den Sechzigerjahren überaus vielfältig. Von den ausladenden Bienenstockfrisuren der frühen Sechzigerjahre und einfachen Hochsteckfrisuren, die unter einem Hut versteckt werden, über die modernen Kurzhaarschnitte im Stile von Twiggy oder Mia Farrow bis hin zu den langen Haaren der Hippiebewegung und einfachen Pagenschnitten bietet das Jahrzehnt die absolute Abwechslung. Nicht selten ist eine große Menge Haarspray für das Styling nötig. All zu lockige Haare werden künstlich geglättet, der Pony reicht nicht selten bis an die Augenbrauen heran.

Bei den Männern ab 25 ist der adrette Seitenscheitel bei kurzem Seiten- und Hinterhaupthaar die Norm, während die älteren Arbeiter einen strengen Bürstenschnitt mit sehr kurzrasierten Seiten tragen. Teenager hingegen lassen sich eher von den Subkulturen beeinflussen. Sie formen ihr Haupthaar am Hinterkopf mit Pomade zu einem sogenannten Ducktail oder lassen sich von den Bop-Frisuren der Mods inspirieren, die im Laufe der Dekade zunehmend länger werden, bis sie zum Ende der Sechziger hin schließlich in den langen Jahren der Hippies münden. Parallel dazu gewinnen auch Bärte immer mehr an Popularität. Afroamerikanische Menschen hingegen beginnen, den sogenannten „Afro“ nicht nur aus modischen Aspekten heraus zu tragen, sondern bringen damit gleichzeitig den Stolz auf die eigenen Wurzeln zum Ausdruck.

Make-up – dezenter Naturlook

Absolut im Trend der frühen Sechzigerjahre liegen falsche Wimpern zu knallroten Lippen und einem auch sonst ziemlich übertriebenen Make-up. Ab 1963 vollzieht sich hier allerdings ein Wandel zugunsten eines natürlichen Looks, der durch adrette Kurzhaarschnitte und flache Schuhe begleitet wird. Der zarte und feminine Look äußert sich in blassen und dezenten Farben, die bis zum Ende des Jahrzehnts hin angesagt bleiben.

Schmuck und Accessoires – mehr ist mehr

Sind zu Beginn der Sechzigerjahre noch klassische Hüte zum Anzug populär, verschwinden diese aus dem Alltagsbild, als Nixon und Kennedy immer wieder ohne Hut in der Öffentlichkeit auftreten. Fortan tragen junge Männer Bandanas oder einfache Kappen. Gleiches gilt im Prinzip auch für die Damenmode: Während hier zu Beginn des Jahrzehnts häufig Hüte zu Pelzen kombiniert werden, verschwinden diese schon bald aus dem Straßenbild.

Neben Kopftüchern liegen auch Schals voll im Trend. In bunten Farben mit großflächigen Mustern zieren sie nicht nur den Hals der Träger:innen, sondern finden sich nicht selten auch als Kopfschmuck wieder. 1964 sorgt Coco Chanel zudem für ein Revival der Haarschleife.

Gürtel, die plakativ über dem Kleid getragen werden, bestehen vielfach aus Ketten. Die gold- und silberfarbenen Metallringe verleihen selbst Woll-Outfits stets einen jugendlichen und modischen Look.

Passend zum Space Age nehmen Sonnenbrillen enorme Ausmaße an und sind nicht selten absolut überdimensioniert. Zum Ende der Dekade hin liegen dann auch Accessoires aus Nägeln, Ketten, Messingknöpfe oder Klammern voll im Trend, um das futuristische Outfit zu komplettieren. Dies geht sogar so weit, dass die Accessoires das komplette Outfit überlagern.

Auch die Hippies geizen nicht mit Accessoires und Schmuck. Hier dominieren vor allem opulente, teilweise mehrlagige Halsketten mit großformatigen Anhängern aus Naturmaterialien wie Federn oder Steinen.

Schuhe – flache Absätze für fast jede Gelegenheit

Seit Beginn des Jahrzehnts sind schlichte Schuhe mit flachen Absätzen absolut populär. Lediglich zum schicken Abendkleid wird dieser auch mal gegen einen höheren Absatz eingetauscht. Richtung Mitte der Sechzigerjahre nimmt die Beliebtheit von Schuhen mit abgerundeten Spitzen und Riemen zu (die sogenannten Mary Janes).Neben einfachen Sandalen sind auch die sogenannten Go-Go-Stiefel absolut im Trend. Die halbhohen, weißen Stiefel mit ihrem flachen Absatz werden 1964 durch Andrè Courrèges präsentiert. Daneben verbreiten sich ab 1967 zunehmend auch Stiefel aus Lack oder Vinyl in der Modewelt, die bis zum Knie oder sogar dem Oberschenkel reichen.

Nicht nur in der britischen Welt des Rock 'n' Roll setzen sich die sogenannten Winklepicker mit ihrer extrem langen, spitz zulaufenden Kappe durch, die nicht selten um Schnallen oder andere auffällige Applikationen ergänzt sind. In der Hippie-Kultur werden vor allem Sandalen, Mokassins oder einfach gar keine Schuhe getragen, während sportaffine Menschen Sneakers wie die Converse All Stars für sich entdecken.

Modeikonen der Sechzigerjahre

Mit zunehmendem Wohlstand nimmt die Verbreitung von Fernsehern in heimischen Wohnzimmern genauso zu wie der Konsum von Musikevents und Kinobesuchen. Vor allem die jungen Menschen bilden erstmalig in der Geschichte eigene Jugendkulturen heraus, an deren Spitze Idole wie Jimi Hendrix oder die Beatles stehen. Diese wiederum prägen die Mode der Zeit durch ihren Einfluss mehr als deutlich mit.

Unsere Favoriten:

Die populärsten Designer:innen der Sechziger

In den Sechzigerjahren inspiriert vor allem die Jugend der Straße die Modehäuser der Haute Couture. Vor allem in London eröffnen in den von Optimismus und Hedonismus geprägten Swinging Sixties zahlreiche Boutiquen, die eine Ready-to-wear-Mode für eine breite Masse anbieten, die Trends wie Mods, Hippies oder auch den Space-Age-Look hervorbringt. Der Einfluss dieser „Youthquake“-Bewegung geht auch an den international erfolgreichen Designer:innen nicht vorbei, sodass die Laufsteg-Kreationen der Zeit nicht selten vom Look der Straße beeinflusst sind.

Andrè Courrèges – Go-Go-Stiefel und Space Age

Der französische Designer ist bekannt für seine futuristischen Designs und die Nutzung synthetischer Materialien für seine Modekreationen. Bekannt ist er nicht nur für die Go-Go-Stiefel, sondern auch zahlreiche Space-Age-Designs wie Hosenanzüge oder kastenförmige Kleider werden ihm zugeschrieben.

Yves Saint Laurent – Emanzipation der weiblichen Businessmode

Der Designer mit dem Kürzel YSL setzt nicht nur mit dem Safari-Look, hüfthohen Stiefeln und engen Hosen modische Akzente in den Sechzigern. Mit „Le Smoking“, dem ersten Hosenanzug für Frauen trifft Laurent absolut den Zeitgeist und leistet so einen entscheidenden Beitrag zur Emanzipation der Businessmode.

Pierre Cardin – für die Straße nicht tragbar

Auch Pierre Cardin gehört zu den einflussreichsten Designern des Space-Age-Looks. Helme, kurze Tuniken oder auch Skibrillen gehören zu seinen avantgardistischen Kreationen. Wenngleich die Kollektionen der Laufstege zu avantgardistisch für den Alltag auf der Straße sind, so setzt er mit Rollkragen-Pullovern und raffinierten Reißverschluss-Kreationen gleich mehrere modische Akzente der Zeit.

Mary Quant – Minirock und Hot Pants

Die britische Designerin ist eine der zentralen Figuren in der britischen Mod-Szene. Ihre erste Boutique Bazaar eröffnet sie bereits 1955 in der Londoner King’s Road. Diese neue Form der Bekleidungsgeschäfte bietet ein vollkommen neuartiges Einkaufserlebnis zwischen den teuren Designerläden und den klassischen Department Stores für die junge, modebewusste Zielgruppe. Weltweite Berühmtheit erlangt Quandt jedoch vor allem durch den Minirock und die Hot Pants – wenngleich bis heute umstritten ist, ob nicht vielleicht doch andere Designer hier stilprägender gewesen sind. Unbestritten ist hingegen ihr Einfluss auf das Swinging London der Sechzigerjahre.

Paco Rabanne - Enfant Terrible der Modewelt

Der Spanier gilt als Enfant Terrible der Modewelt der Sechziger. Seit 1966 für renommierte Modehäuser wie Givenchy oder Dior angestellt, nutzt der Designer unkonventionelle Materialien wie Plastik oder Metall für seine Modedesigns, aus denen die Kollektion "Manifesto: 12 unwearable dresses in contemporary materials" hervorgeht. Mit dem Kostüm für Jane Fonda's Rolle in Barbarella (1968) schafft es Rabanne dennoch bereits als junger Designer bis nach Hollywood.

Hubert de Givenchy – klassisch-elegante Damenmode

Die eleganten Kostüme von Jackie Kennedy und das schwarze Kleid, das Audrey Hepburn in Breakfast at Tiffanys (1961) trägt, haben eines gemeinsam: Sie alle tragen die Handschrift von Hubert de Givenchy. Der französische Designer stattet die Modeikonen der Zeit vor allem zu Beginn der Dekade mit eleganten, weiblichen Kleidern und Kostümen aus, die als Vorbild für Millionen Frauen auf der ganzen Welt dienen.

Modestile der Sechziger

Immer wieder prägen Sub- und Jugendkulturen den Look der Straße und setzen so globale Modetrends. In den Sechzigern kommt an den Mods praktisch niemand vorbei. Doch auch die Surfer und Skinheads prägen das Bild der Öffentlichkeit.

Mods – von London in die Welt

Mods – eine Abkürzung für Modernists – entwickeln ihre eigene Jugendkultur, aus der Bands wie The Who oder The Beatles hervorgehen. Entsprechend international ist ihre Verbreitung ab etwa 1964 als absolutes Gegenstück zu den Rockern. Zu den typischen Kleidungsstücken gehören Anzüge, die über einem engen Hemd und unter einem Parka getragen werden, um so auf die Vespa zu steigen. Die Hosen sind meist enganliegend, Levis gilt als einzige ernstzunehmende Jeans in der Szene. Die Frauen tragen sehr knappe Miniröcke, grellbunte Go-Go-Stiefel und einfarbige geometrische Muster zu enganliegenden, ärmellosen Tuniken.

Die Peacock-Revolution – Dandies folgen auf die Mods

Ab etwa 1968 ersetzt die sogenannte Peacock-Revolution die Mode der Mods durch ihre opulenten viktorianischen und edwardianischen Stilelemente und Anlehnungen an die Belle Epoque. Die Trendsetter der Zeit werden mit ihren Rüschenhemden als Dandies, Dudes oder auch Peacocks bezeichnet, die in ausgefallenen Anzugkreationen, breiten Krawatten und Lederschuhen auftreten.

Die Surfkultur

Vor allem zwischen 1962 und 1966 feiert die Surferkultur ihren Höhepunkt. Die US-Mode zeichnet sich dabei durch ihre Pragmatik aus – günstig, funktional und widerstandsfähig. So erlebt das ursprünglich bei Holzfällern und Jägern beliebte Pendelton-Jackett einen modischen Erfolg in der Welt der Surferinnen, bevor die ersten Investoren die Szene entdecken, mit ihrem Lifestyle auch modische Akzente setzen und Elemente aus der Tiki-Kultur in die kommerzieller orientierte Surfermode einfließen lassen.

Skinheads – Ausdruck der britischen Arbeiterklasse

Die Skinheads haben ihren Ursprung in der britischen Arbeiterklasse. Stilprägend sind neben den sehr kurz geschnittenen, zu dieser Zeit noch keineswegs abrasierten Haaren die Dr. Martens-Arbeiterschuhe, Hosenträger, gerade geschnittene Jeans und die Hemden mit Button-down-Kragen. Aber auch Harrington-Jacken oder Bomberjacken, Wollmäntel oder Parkas gehören zur Ausstattung der Skinheads. Sie lehnen die Hippies ebenso wie die Bourgeoisie der Mittelklasse ab und bilden eine eigene Subkultur, die anfangs vielfach durch die jamaikanischen Rude Boys geprägt ist. Damit einher geht auch die Vorliebe für Ska und Soul. In den Siebzigerjahren hingegen gibt es engere Verbindungen zu Punk und Oi!, bevor in den Achtzigerjahren eine zunehmende Politisierung und Aufspaltung der Szene zu verzeichnen ist.

Fazit

In den Sechzigern ergänzen jugendliche Stile der Straße die elegante Mode des vorherigen Jahrzehnts, bevor die Hippie-Bewegung in der zweiten Hälfte der Dekade weltweit für Bewegung in der Modewelt sorgt. Erstmals in der Geschichte bringen Jugend- und Subkulturen durch den Einfluss von Rock- und Popstars eigene Modestile hervor, die sich bis auf die Laufstege der Haute Couture ausbreiten und über Boutiquen zu erschwinglichen Preisen an die junge, modebewusste Zielgruppe herangetragen werden. Nicht nur der Minirock, sondern auch neuartige Materialien wie PVC, Polyester oder Metall prägen die futuristischen Kreationen der großen Modeschöpfer und verschieben den Fokus von der stilbildenden Designermode auf die schöpferische Kraft Konsument:innen.

Quellen

1960s in fashion (Wikipedia) Youthquake movement (Wikipedia) fitnyc.edu 1960-1969 V&M theVOU Vintage Dancer retrowaste gofeminin InStyle
⭠ 1950er 1970er ⭢