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Veröffentlicht: 2023-02-01 ǀ Aktualisiert: 2023-04-03

Mode der 1970er

Kaum ein anderes Jahrzehnt hat so viele Modetrends hervorgebracht wie die Siebzigerjahre. Nicht nur der Hippie-Look ist aus dieser Zeit populär – auch die aufkommende Disco-Kultur, die Frauenbewegung und vielfältige Jugendkulturen setzen ebenso Impulse der Zeit wie synthetische Materialien, deren Stilelemente sich bis heute in der Mode finden.

Die Modetrends der frühen Siebziger (1970-72)

Der Beginn des Jahrzehnts war maßgeblich von der Hippiemode der Sechziger geprägt. Doch auch andere Styles sind populär.

Schlaghosen, Parkas und Batik-Shirts

Bereits in den Sechzigerjahren ging die Hippiemode mit ihren Schlaghosen, Batik-Shirts, Ponchos und Blusen mit möglichst weiten Ärmeln um die Welt. Beliebt sind hier vor allem ethnische und florale Muster sowie bunte und grelle Farben. Dieser Trend setzt sich auch in den Siebzigerjahren fort und wird dabei auch zunehmend von den Designer:innen auf die Laufstege der High Fashion getragen. Aus Protest gegen den Vietnamkrieg verbreiten sich auch militärisch anmutende Parkas unter den friedlich gestimmten Hippies.

Der Glamour-Look – Dress like a movie star

Die alternative Hippiemode war längst nicht für alle geschaffen. Vor allem Frauen präsentieren sich oft im Stil des 40er-Jahre Glamours der Filmstars und -sternchen. Auch YSL bringt die 40er Jahre zurück auf den Laufsteg und spricht damit junge Trendsetter an.

Dandys – die Peacock-Revolution

Im Swinging London der Sechzigerjahre erblüht mit der sogenannten Peacock-Revolution der Dandy. Gestreifte Blazer, Rollkragen, Satin-Hemden und hüftlange Nehru-Jacken sind bei dieser Zielgruppe absolut hip. Auch farbenfrohe Anzüge, Doppelreiher oder in unkonventionellen Farben und Schnitten gehören zum Stil dieser extravaganten Mode-Liebhaber dazu, bei denen die Betonung einer langen, schmalen Silhouette immer wieder wichtig erscheint.

Mode des Ostens – Kaftans, Kimono & Mao-Jacketts

Mit der alternativen Studentenbewegung, die ihre Ideale nicht selten in den Regierungen des Fernen Ostens verortete, wird auch die Mode Maos – genau genommen dessen Hemd mit seinen vier aufgesetzten Taschen, fünf Knöpfen und dem Klappkragen - populär.

Aber auch andere ethnisch inspirierte Kleidungsstücke finden sich in der Mode der Zeit wieder. Das können Kimonos, Kaftans oder auch folkloristische Kleider sein.

Sweater – Lässigkeit im Alltag

Zunehmend gewinnt auch die Casual Wear an Einfluss im Alltag. Vor allem Sweater bilden nicht selten das Zentrum des gesamten Stylings. Ausgehend davon entwickeln sich in den Folgejahren Sweat-Kleider, -Mäntel oder komplette -Anzüge– sowohl für den Tagesdress als auch das abendliche Outfit zum Ausgehen.

Hot Pants und Miniröcke – viel nackte Haut

Und auch der Mini-Rock tritt in den frühen Siebzigerjahren seinen Siegeszug an und sorgt anfänglich für den einen oder anderen Skandal. Das erste Modell kommt 1971 auf den Markt. Parallel dazu kombinieren Frauen die Hot Pants mit engen Shirts und zeigen möglichst viel nackte Haut.

In der zweiten Hälfte der Dekade verkommen die Hot Pants allerdings immer mehr zu einem Ausdruck der Prostitution und büßen aufgrund dieser Stigmatisierung an Beliebtheit ein. Lediglich in der Disco, bei Cheerleadern oder Popstars sind die knappen Hosen dann noch zu sehen.

Der Partnerlook – die Unisex-Mode

Die Modeanzeigen der Siebziger sind lange Zeit dominiert von einem komplett neuen Phänomen: Der Partnerlook von Frau und Mann betrifft das komplette Outfit von den Schuhen bis zum Oberteil. Das führt zum Verschwimmen der Geschlechtergrenzen und öffnet den Markt für eine genderneutrale Mode.

Batikshirt Glamour-Look Minirock Mode des Ostens Sweater-Kleid

Mode in den Mittsiebzigern (1973-76)

In den Mittsiebzigern verschwindet der Hippie-Look nahezu vollständig aus der Mode. Der Trend geht zur betonten Lässigkeit im Alltag – ganz im Gegenteil zu den Nächten, in denen der Glamour des Disco-Looks die Dancefloors zum Leuchten bringt.

Das T-Shirt und die Casual Wear – lockere Mode im Alltag

Ab 1974 verlieren T-Shirts ihren Status als Unterwäsche. Schnell erobern die Kurzarm-Hemden in vielfältigen Schnitten, Designs und Drucken die Modewelt. Während der Hippielook der frühen Siebzigerjahre fast vollständig verschwindet, breitet sich der Casual-Stil weiter aus.

Auch bei Männern sind ab Mitte der Siebzigerjahre Jeans, Pullover und Shirts ebenso weit verbreitet wie komplette Denim-Outfits, khakifarbene Chinohosen und Ledermäntel. Vor allem bei dieser lockeren Freizeitmode wird deutlich, dass es keine strikte Trennung zwischen Herren- und Damenkleidung mehr gibt.

Der Ethno-Look – das Erbe der Hippies

Als Erbe der Hippies entwickelt sich ein Ethno-Look, der sich auf kulturelle Designs fokussiert und Details traditioneller Gewänder unterschiedlicher Ethnien aufgreift – allen voran der indigenen Bevölkerung Nordamerikas und der europäischen Folklore. Weite Kleider, Ponchos und schmückende Accessoires prägen diesen Stil zusätzlich.

Jumpsuits – für den Tag und durchtanzte Nächte

Bei Frauen ist der Jumpsuit wohl das größte Phänomen der Zeit. Dieser ist keineswegs nur im Sport populär, sondern lässt mit seinem hautengen Schnitt und tiefen Ausschnitten auch in der Disco tief blicken. Die Beine sind entweder gerade geschnitten oder ausgestellt, die Ärmel kurz oder lang, das Material reicht von Satin bis hin zu robustem Denim.

Active Wear – Sportkleidung für alle Fälle

Der Sport erobert ab 1975 auch die Modewelt. Kleidungsstücke wie die Trainingsjacke, Crop-Tops, Hosen mit niedriger Hüfthöhe und Freizeitanzüge setzen sich zunehmend im Alltag modeaffiner Menschen durch. Und sind längst nicht mehr nur als Freizeitmode beliebt, sondern durchaus auch für den Discobesuch tauglich.

Businessmode für Damen – Emanzipation im Büro

Mit dem Anstieg der Scheidungsraten nimmt auch die Zahl der Frauen zu, die berufstätig sind. Gleichzeitig beflügelt die Frauenbewegung die Emanzipation, sodass sich immer mehr Frauen Kleidungsstücke aneignen, die einst als männlich konnotiert galten. Damit einher geht eine steigende Beliebtheit des Layerings – nicht selten tragen Frauen mehrere Blusen, Hosen unter Tuniken oder auch Pullover über Kleidern.

Off-the-shoulder und rückenfrei – noch mehr nackte Haut

Nachdem der Minirock und die Hot Pants zu Beginn der Siebzigerjahre für den einen oder anderen Skandal sorgten, kommt es mit Bleistiftröcken, rückenfreien Kleidern und Palazzo-Hosen zu weiteren Debatten. Dazu gehören zweifelsohne auch die Tanktops mit ihren schmalen Spaghettiträgern und die Cop Tops, die lediglich über einen schmalen Riemen am Nacken verfügen, während der obere Rücken frei bleibt.

Der Disco-Look – Glamour auf dem Dancefloor

Ab Mitte der Siebzigerjahre schafft die aufkommende Discobewegung ihren eigenen Modestil, die wie gemacht dafür ist, den Körper unter den Lichtern des Dancefloors gekonnt in Szene zu setzen. Wickelkleider sind bei Frauen mit ganz unterschiedlichen Proportionen gefragt, Neckholder-Tops, enge Spandex-Hosen und Kleider mit tiefen Schlitzen sind genauso die erste Wahl bei der Abendgarderobe wie auslandende Ballkleider und auch Hot Pants.

Bei Männern setzt der Trend erst etwas später ein, äußert sich dann aber in lässigen 3-Teilern im Stil John Travoltas, die liebend gern mit klassischen Piloten-Sonnenbrillen kombiniert werden. Stets überall sichtbar: Polyester und Satin, die dem Modejahrzehnt seinen Beinamen „Polyester-Dekade“ eingebracht haben.

Richtung Ende des Jahrzehnts setzt dann ein Hang zum Retro-Look ein, der bei der Wahl des Outfits durchaus mit einem Augenzwinkern umgesetzt wird.

Der Soft-Look – beliebt bei Männern und Frauen

Dieser Stil geht ab 1974 auch als Big Look in die Geschichte der Modewelt ein, da er auf klare Konturen und körperbetonte Formen verzichtet und einen bequemen Stil propagiert, der über Designer wie Kenzo Takada, Karl Lagerfeld, Yves Saint Laurent und Calvin Klein auf den Laufstegen der Welt landet. Charakteristisch sind Übergrößen, natürliche Töne und Farben, weiche und leichte Stoffe, Kapuzen, weite Ärmel, ein körperbedeckender Mehrlagen-Look bis hin zu zeltartigen Mänteln und ein weitgehender Verzicht auf schmückende Accessoires. Bei Männern dominieren schmale Krawatten, die leger weitab des Kragens geknotet werden, Hosen mit geradem Schnitt und Rundhals-Shirts. Vor allem für Frauen ist dieser Stil ein Ausdruck ihrer Emanzipation.

Active Wear Business-Damen Disco Ethno-Look Jumpsuit Off-Shoulder Soft Look Casual T-shirt

Die späten Siebziger (1977-79)

In den späten Siebzigerjahren verschwinden die bunten Farben der Anfangszeit des Jahrzehnts fast vollständig. Erdfarben, Grautöne und Schwarz-Weiß-Kombinationen dominieren die Mode der Zeit.

Einteilige Badeanzüge – Alternative zum Bikini

1977 setzt die amerikanische Schauspielerin Farrah Fawcett mit dem einteiligen Badeanzug einen komplett neuen Trend. Der enge Anzug wirkt mit seinem tiefen Ausschnitt und den hoch geschnittenen Beinen überaus sexy und stellt schnell eine Alternative zum Bikini dar.

Bequem und relaxt durch den Tag

Während sich der Soft-Look der Siebzigerjahre vor allem noch auf den Laufstegen abspielt, kommt die bequeme und relaxte Kleidung zum Ende des Jahrzehnts hin auch auf dem Massenmarkt an. Hier wird allerdings deutlich mehr nackte Haut gezeigt, sodass sich transparente Neckholder ebenso durchsetzen wie Ärmel, die sich hochschieben lassen. Auch Sweater, Freizeitanzüge und Strickjacken, Westen und Tennis-Shorts sind Ausdruck der relaxten Mode dieser Zeit und führen den anhaltenden Trend zur Sportswear weiter fort.

Der Trend hat allerdings gegen Ende der Siebzigerjahre ein Ende, als die Silhouetten wieder enger und figurbetonter werden. Giorgio Armani und Gianni Versace setzen dabei auf Schulterpolster und militärische Outfits, während Perry Ellis und Calvin Klein die Figuren mit Bleistiftröcken stärker betonen.

Der Safari-Anzug – gedeckte Farben und aufgesetzte Taschen

Bereits in den Fünfzigern durch Ernest Hemingway bekannt geworden ist der Safari-Anzug, der in den Siebzigern ein Revival erlebt. Mit seinen aufgesetzten Taschen und dem Gürtel schafft der lockere Anzug es durch Celebrities - nicht zuletzt durch Roger Moore als James Bond - zu Weltbekanntheit.

Back to Business – Freizeitmode war gestern

Die Welt der Mode ist zunehmend müde von der Casual Sportswear. Der Trend wandelt sich zugunsten von Anzügen und Businesskleidung. Auch die Modehäuser erkennen den Bedarf an Businessmode für Frauen, die immer öfter berufstätig sind. Neben eleganten Hosenanzügen entstehen so Kostüme mit gerade geschnittenen Röcken, die gern zu Hüten und High Heels kombiniert werden.

Der Hosenanzug – Emanzipation der Frauen in der Mode

Ende der Siebzigerjahre setzt sich der Hosenanzug als Businessmode für Frauen endgültig durch, nachdem Yves Saint Laurent bereits 1966 einen speziellen Anzug namens „Le Smoking“ präsentiert hat. Filme wie Annie Hall mit Diane Keaton tragen darüber hinaus dazu bei, dass sich die Damenmode emanzipiert und immer wieder neue Akzente setzt. Waren Jackett und Hose anfangs oft noch kontrastreich voneinander abgesetzt, geht der spätere Trend zu einheitlichen Stoffen, Mustern und Materialien, die an die klassischen Herrenanzüge angelehnt sind.

Schluppenblusen – ein Hauch von Romantik

Fast das Gegenteil der sexy Hot Pants ist die Schluppenbluse: Am Kragen hoch geschlossen mit einer Schleife – der sogenannten Schluppe – am Hals wirkt die Bluse mit ihren weiten Ärmeln geradezu bieder. Das männliche Pendant dazu bilden wohl die Rollkragenpullover in warmen Orange-, Braun- und Gelbtönen.

Designer-Jeans – Ausdruck von Modebewusstsein

Jeans sind bereits seit Anfang der Siebzigerjahre in fast jedem Kleiderschrank zu finden – ob als high Waist oder besonders niedrig unter dem Bauchnabel sitzend, mit geradem Schnitt oder weiten Flared Legs. 1978 gilt als die Geburtsstunde der Designer-Jeans, die unverkennbar mit den Namen Calvin Klein, Gloria Vanderbilt und Florucci verknüpft ist. Die meisten Modelle kommen mit einem Zigarettenschnitt in dunklen Blautönen daher. Charakteristisch ist das Logo an der Gesäßtasche, die ein eindeutiges Indiz dafür ist, dass der oder die Träger:in in vogue ist.

Baggy Jeans – hohe Hüfte und nackte Knöchel

Zwischen 1979 und 1985 setzen die Baggy Jeans mit ihrer hohen Hüfte und dem geraden, engen Schnitt von der Hüfte bis zu den Knöcheln einen neuen Trend. Eine beliebte Kombination sind hier rustikale Sweater mit einem schulterbetonten Ausschnitt, Pumps oder High Heels. Und auch sonst sind Hosen bei Frauen einfach überall: Der Trend der Siebzigerjahre geht eindeutig zur Hose, nicht mehr zum Rock oder Kleid.

Schulterpolster – für die schmale Taille

Ab 1978 werden Silhouetten wieder körperbetonter. Zu engen Shirts und Taillen kombinieren Frauen wie Männer Schulterpolster. Allen Gerüchten zum Trotz haben diese ihren Ursprung wohl in der Welt der Modeschöpfer wie Calvin Klein oder Giorgio Armani, die – anders als ihre Kollegen – massentaugliche Größen in ihre Kreationen einarbeiten. Ab 1979 breitet sich das Schulterpolster auf dem Massenmarkt aus und wird in den folgenden Achtzigerjahren zu einem der wohl bekanntesten Stilmittel der Modewelt.

Back to Business Baggy Jeans Bequem und entspannt Designer Jeans Einteilige Badeanzüge Hosenanzug Safari Anzug Schluppenblusen Schulterpolster

Beauty-Trends der Siebzigerjahre

Sowohl bei der Kleidung als auch den Frisuren zeigt sich in den Siebzigerjahren immer wieder eine Annäherung der Geschlechter. Das gilt nicht nur für die Frisuren der Hippies und Punks, sondern auch bei Make-up und der Wahl passender Accessoires zum Outfit

Hairstyle – inspiriert durch die Stars

Frauen tragen ihre Haare die meiste Zeit der Siebzigerjahre über hinweg lang mit Mittel- oder Seitenscheitel. Filme wie Charlie’s Angels setzen dabei immer wieder einzelne Trends - wie die nach außen gelegte Fönwelle. Daneben entsteht seit etwa 1973 ein Trend zu schulterlangen Pagenschnitten. Damit einher steigt auch die Popularität von Hüten.

Spätestens seit Debbie Harry ab 1977 ihre platinblonde Frisur mit langem Pony präsentiert, wird auch hier ein neuer Trend in die Welt gesetzt. Und auch Farrah Fawcett gilt mit ihrem welligen Stufenschnitt als absolutes Vorbild in puncto Hairstyling. In ist, was sich innerhalb kurzer Zeit ausgehfertig stylen lässt. Bei Afroamerikaner:innen ist daher nicht umsonst der als „Afro“ bezeichnete voluminöse, kurzhaarige Lockenkopf beliebt, der auch von einigen anderen Kulturen adaptiert wird, bevor der Trend durch Punk und Disco ohnehin zu kürzeren Haaren übergeht.

Bei Männern hingegen dominieren Gel und Pomade, um die Haare in Form zu halten. Wer hingegen gegen das Establishment protestieren will, lässt die Haare einfach wachsen. In den späten Siebzigerjahren setzen sich dann sportliche Kurzhaarschnitte durch, auch der Bart kommt aus der Mode.

Make-up – betont anlassbezogen

Die moderne Frau der Siebzigerjahre setzt Make-up nicht mehr immer und überall, sondern situationsbezogen ein. So gilt es tagsüber, natürlich zu wirken – entsprechend dezent ist auch das Make-up. Abends kommt dann das sexy Glamour-Make-up zum Vorschein, um in der Disco aufzufallen. Hierzu darf der Lippenstift auch in Orange zu einem auffällig blauen oder grünen Lidschatten gewählt werden. Nicht zuletzt Glam Rock und Punk haben hier auch immer wieder den Mainstream beeinflusst.

Schmuck und Accessoires – von dezent bis auffällig

Jeder Modetrend der Siebzigerjahre geht mit seinen eigenen Accessoires einher. So ist die Hippiemode geprägt von natürlichen Materialien aus Holz, Muscheln, Federn und Leder, die den klassischen Modeschmuck weitgehend ersetzen. Auch wallende Schals, übergroße Hüte und Kopftücher, Birkenstock-Schuhe oder Mokassins gehören bei Männern und Frauen zum absoluten Must-have.

Ganz anders verhält es sich bei Frauen, die den Glamour zelebrieren. Perlen-Ohrringe, Feder-Boas, edle Halsketten und High Heels spiegeln den Chic der Zeit wider. Und auch bei Männern sind große Medaillons absolut in – vorzugsweise mit Ausschnitten, die den Blick auf das üppige Brusthaar freigeben.

Der Trend zu Accessoires verschwindet Mitte der Siebzigerjahre allerdings zunächst – Minimalismus im Stil der 50er Jahre ist das neue Credo. Wer zu dieser Zeit Modeschmuck trägt, greift zu unauffälligen Schmuckstücken, die teilweise auch unter der Kleidung getragen werden.

Ende der Siebzigerjahre werden dann jedoch wieder Schals, Goldschmuck, Hüte im Stil der 40er Jahre, Gürtel, Boas und Korsetts zur relaxten Mode der Zeit getragen. Und auch Turbans sind ein wesentliches Accessoire der Siebzigerjahre. Vor allem Frauen tragen den Kopfschmuck als Fashion-Statement – ein Trend, der auch vor Queen Elizabeth nicht Halt macht.

Schuhe – von Clogs, Sandalen bis zu Pleateauschuhen

Plateauschuhe gibt es in den Siebzigerjahren in nahezu unendlichen Varianten von sandalenartigen Schuhen mit Riemen bis hin zu Overknees. Ganz allgemein sind Stiefel, meist mit abgerundeter Kappe, in ganz unterschiedlichen Ausführungen für nahezu jede Frau unabdingbar. Auch Mary Janes, Sandalen und Birkenstocks setzen seit Beginn der Siebzigerjahre immer wieder Trends.

Mitte der Siebzigerjahre setzen sich vor allem High Heels mit dicken Absätzen durch, während die Stiefelmode runder, schwerer und dicker wird. Auch Cowboystiefel gehören in dieser Zeit zu so manchem Outfit dazu. Zum Ende des Jahrzehnt werden die Farben dezenter und die Schuhe um seitliche Reißverschlüsse ergänzt – was dem Stiefel-Trend keinen Abbruch tut.

Einen der größten Schuhtrends der Siebzigerjahre setzen aber wohl die Clogs – hohe Schlüpfsandalen mit einem klackernden Holzabsatz, die nur wenig mit den Assoziationen zu niederländischen Holzschuhen von Käseliebhabern gemein haben. Mit dem Aufkommen der Sports Wear im Alltag gewinnen schließlich auch die passenden Sportschuhe an Bedeutung für den Alltag.

Modeikonen der Siebzigerjahre

Einige Modeikonen prägen die Modewelt in den Siebzigerjahren ganz besonders – sei es durch ihre Präsenz in Film und Fernsehen, auf der Bühne oder durch ihre außergewöhnlichen Modekreationen.

Farrah Fawcett – androgyne Eleganz

Farrah Fawcett setzt nicht nur mit den High Waist-Glockenhosen Trends, sondern ist vor allem durch ihre Frisur zur Modeikone der Siebziger avanciert. Der „Farrah Flick“ – lange Haare, Pony, großzügige Wellen und blonde Strähnchen – gilt als einer der ersten Must-have-Celebrity-Frisuren.

Bianca Jagger – vom Studio 54 in die Welt

Schon kurz nachdem sich Mick und Bianca im Jahr 1970 nach einem Konzert der Rolling Stones kennenlernen, folgt die Hochzeit der beiden Fashion-Ikonen. Bianca trägt bei der Hochzeit eine weiße Tuxedo-Jacke von YSL, Mick einen dreiteiligen Anzug mit einem Paisely-Shirt. Schon bald ist Bianca’s Name fast schon mit dem legendären Studio 54 selbst gleichzusetzen, wo sie mit Off-the-shoulder-Kleidern, Hosenanzügen aus Satin oder auch hautengen Seidenkleidern mehr als einen magischen Moment der Mode der Siebziger schafft.

Debbie Harry – der neue Disco-Stil

Als Sängerin der Band Blondie, Playboy-Bunny und Go-go-Tänzerin gilt Debbis Harry als echte Stilikone. Ob Overknees, Lederjacken oder platinblonde Haare zu knallrotem Lippenstift – Debbie Harry setzt so manchen Trend.

David Bowie – die Androgynität des Ziggy Stardust

Kansai Yamamoto kreiert die fantasievollen Outfits für seine Tour. Als Ziggy Stardust tritt der Künstler in Jumpsuits, perfekt gestylter Frisur und einem schrillen Make-up auf die Bühne und trägt mit seiner Androgynität nicht nur zur Auflösung der Geschlechtergrenzen bei, sondern prägt auch die Glam-Rock-Szene deutlich mit.

Diane Von Fürstenberg – 5 Millionen Wickelkleider

Das Wickelkleid von Diane von Fürstenberg entwickelt sich ab 1974 zum absoluten Top-Seller. Es gestattet der emanzipierten Frau der Zeit einen reibungslosen Übergang von der legeren Tagesbekleidung zu einem abendlichen Ausgeh-Look und zeichnet sich dabei durch das besonders unkomplizierte An- und Ausziehen aus. Kein Wunder, dass von Fürstenberg in nur zwei Jahren rund fünf Millionen Exemplare dieses Kleids verkaufen kann.

Weitere Stilikonen der Siebziger – Celebrities als Stilikonen

Natürlich prägen auch noch viele weitere Stars und Sternchen die Mode der Siebzigerjahre mit und dienen ihrer Anhängerschaft so als absolute Inspiration bei der Wahl des passenden Outfits.

Die Modedesigner:innen der Siebzigerjahre

Nicht selten prägt die Haute Couture-Mode der Laufstege kurze Zeit später auch den Massenmarkt. In den Siebzigerjahren starten zahlreiche Designer:innen, die heute weltbekannt sind, ihre Karrieren. Pierre Cardin, Christian Dior und Ralph Lauren sind nur einige der gefragten Modeschöpfer ihrer Zeit.

Vivienne Westwood – Geburtsstunde des Punks

Vivienne Westwood betreibt in den Siebzigerjahren eine Boutique in London. Zusammen mit ihrem Lebensgefährten Malcolm McLaren – später als Manager der Sex Pistols und New York Dolls in die Geschichte eingegangen, stattet sie hier eine der ersten Punkbands der Welt mit einem unverkennbaren Stil aus, der schon bald stilbildend für eine ganze Generation ist.

Yves Saint Laurent – Selbstbewusste Damenmode

Zu Beginn des Jahrzehnt lässt sich YSL für seine Kollektion Libéracion klar von der Mode der Vierzigerjahre inspirieren – Modejournalist:innen wie Konsument:innen erkennen deutliche Reminiszenzen der deutschen Besatzer während der Kriegsjahre. Ansonsten ist YSL vor allem für seine luxuriösen Handtaschen und Schuhe bekannt. Und auch den Look der Beatniks hat der Modeschöpfer maßgeblich geprägt.

Giorgio Armani – Beginn eines Imperiums

1975 gründet der italienische Designer sein eigenes Modelabel. In den Siebzigerjahren ist der Designer unter anderem für seine schlichte Eleganz bekannt und verhilft dem Schulterpolster durch seine dezente Formgebung zum Durchbruch auf dem Massenmarkt.

Roy Halston – Damenmode für die Disconacht

Nicht nur YSL, auch Roy Halston sucht seine Inspiration in der Vergangenheit. Neben dem Shirtkleid aus dem Jahr 1978, das im Prinzip nicht viel mehr als ein deutlich längeres Herrenhemd ist, das an der Taille mit einem Gürtel verengt wird, kreiert Halston Jumpsuits für Celebrities, metallisch wirkende Kleider und Kleider mit so tiefen Ausschnitten, die nur knapp über dem hüfthohen Beinschlitz enden. Mit Liza Minelli und Jackie O tragen echte Modeikonen seit Anfang der Siebziger die Kreationen des Designers und verhelfen New York zum Status der Modehauptstadt der Welt.

Calvin Klein – typischer American Style

Der Amerikaner Calvin Klein verkörpert den lässigen College-Look der USA wie kaum ein zweiter. In den Siebzigerjahren ist der junge Modeschöpfer einer der ersten, der die Designer-Jeans zu einem echten Must-have für alle macht, die in vogue sein möchten.

Modestile der Siebzigerjahre

Auch die Jugendkulturen der Siebzigerjahre haben ihre – mal mehr, mal weniger politisch und gesellschaftskritisch angehauchten - eigenen Stile geschaffen, die sich bis heute in Retro-Trends wiederfinden.

Boho-Style – alles für die Selbstdarstellung

Boho ist eine Abkürzung für den Bohemian-Style. Hier dreht sich als um die Zurschaustellung des eignen Selbst. Bohemians schaffen ihre eigenen Regeln und kreieren eine Mode, die modern und minimalistisch ist, gleichzeitig aber durch großflächige Muster und grelle Farben besticht. Accessoires zeugen von künstlerischem Anspruch und versprühen nicht selten einen Vintage-Charme, doch auch das eigene Wohlbefinden darf in den Outfits nicht zu kurz kommen. Jeans im Used-Look und Chinohosen werden zu wild gemusterten Hemden kombiniert, deren einziges Ziel es ist, aufzufallen. Dazu dürfen auch Strickjacken nicht fehlen, die nicht selten knielang sind und lässig-locker offen getragen werden. Komplettiert wird der Stil dann schließlich von Sandalen und vielleicht auch einem Hut oder Schal, die die eigene Individualität vollends zum Ausdruck bringen.

Hippies – gegen die Generation der Eltern

Die Hippie-Bewegung ist bis dato wohl eine der größten Bewegungen Jugendlicher und junger Erwachsener weltweit. Alles dreht sich um den Ausdruck von Freiheit, das Aufbegehren gegen gesellschaftliche Normen der Elterngeneration und die eigene Individualität. Typischerweise bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen der Mittelklasse zu finden, erreichte der freizügige Look mit langen Haaren, Batik-Shirts und Flower-Power-Motiven, Glockenhosen, weiten Kleidern und Sandalen wohl die meisten Staaten der westlichen Welt. Als Gegenbewegung zum Vietnamkrieg erhalten auch militärische Uniformen, Parkas und Friedenszeichen Einzug in die Mode.

Punk – Anti-Establishment und No Future

Das musikalische Genre des Punks sollte auch die Modewelt der späten Siebzigerjahre stark beeinflussen. Einen maßgeblichen Anteil daran hat zweifelsohne Vivienne Westwood, die mit ihrem Partner Malcolm McLaren die Sex Pistols ausstattet – und schnell zu einer Ikone in der Welt des Modedesigns wird. Der Stil zeichnet sich durch sein wildes Durcheinander aus hautengen Jeans, Lederhosen und -jacken, provokanten Shirt-Prints, Hundehalsbänder und jeder Menge Nieten, Sicherheitsnadeln und Löchern in der Bekleidung aus. Wie auch bei den Hippies stehen Anti-Establishment und Individualität im Fokus der Bewegung.

Heavy Metal – Sex, Drugs & Rock’n‘Roll

Ab Anfang der Siebzigerjahre entwickelt sich aus dem Hard Rock die härtere Spielart des Heavy Metal. Sind zu Beginn des Jahrzehnts noch Schlaghosen und Batik-Shirts in, adaptieren die Fans der späteren Gruppen wie Judas Priest immer häufiger die toughe Mode der Biker, Lederszene und auch der Punks. Lederjacken, schwere Stiefel und verwaschene Jeans gehören hier zum gängigen Outfit ebenso dazu wie mindestens schulterlange Haare und Bärte bei Männern, während Frauen immer wieder die Frisuren der Punkerinnen imitieren. Natürlich dürfen auch Jeansjacken und -westen mit den Aufnähern der Lieblingsbands und jede Menge Tattoos nicht fehlen.

Teddy Boys – die Dandys unter den R’n’B-Fans

Die R&B- und Rock’n’Roll-liebenden Teddy Boys haben ihren Ursprung bereits in den 50er- und 60er- Jahren, gestalten ihre Outfits allerdings in den Siebzigerjahren deutlich farbenfroher. Haarspray und Pomade dürfen allerdings bei ihren Outfits nach wie vor nicht fehlen. In den späten Siebzigerjahren kommt es schließlich zu einer erbitterten Feindschaft zwischen den Dandys der Teddy Boys, Mods und den Anhänger:innen der Punkbewegung.

Glam Rock – schrill und extravagant

Um 1973 erobert der Glam-Rock nicht nur die Bühnen, sondern mit seinen extravaganten, androgynen Outfits auch die Modewelt. Bunte Smokings, Plateauschuhe, Satin, Lederjacken und Seidenschals werden von Männern und Frauen gleichermaßen getragen und nicht selten zu schrillem Make-up kombiniert. Einer der wohlbekanntesten Vorreiter dieses extravaganten Stils dürfte David Bowie sein, der 1972 mit Ziggy Stardust die Bühnen der Welt erobert.

Mods – Mofas und Jazzmusik

In den frühen Siebzigerjahren prägen die Mods ihre ganz eigene Kultur. Charakteristisch sind Shirts der Marke Ben Sherman, enganliegende Hosen, Pullunder, Blazer, Hüte und Lederschuhe, die gern zu experimenteller Jazzmusik und auf Mopeds zur Schau getragen werden. Nachdem auch die Punk-Bewegung die Kleidung über den Second-Hand-Markt für ihre eigene Subkultur adaptiert, erleben die Mods mit der Vespa-Bewegung seit dem Kultfilm Quadrophenia im Jahr 1978 ein großes Revival.

Fazit

Die Siebzigerjahre haben die Modewelt geprägt wie kaum ein anderes Jahrzehnt vorher oder nachher. Die Vielseitigkeit der Stile ist ebenso beeindruckend wie die teilweise mit Skandalen verbundenen Kreationen, die nicht selten durch die Emanzipation der Frau geprägt sind. Ob als komplette Retro-Trends oder wilde Mixturen mit Stilen anderer Styles finden sich die modischen Errungenschaften dieser Zeit bis heute immer wieder.

Quellen

Glamourmagazine Marieclaire fashion-style Wearzeitgeist Go Feminin Harpers Bazaar The Trend Spotter The Vou Retro Waste Fashionhistory Wikipedia
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